Programmheft-Beiträge

Texter für Programmhefte, klassische Konzerte

Lesen Sie hier eine winzige Auswahl aus meinem Riesenfundus an Einführungstexten zu klassischen Konzerten. Es sind mittlerweile über 700 Orchester- und Kammermusikwerke, über die ich für unterschiedliche Konzertveranstalter*innen geschrieben habe. Dazu kommen noch diverse Opern und Oratorien, außerdem eine Vielzahl an Liedprogrammen. Brauchen Sie einen flott und verständlich geschriebenen Programmheft-Einführungstext? Bitte melden!

„It don’t mean a thing if it ain’t got that swing“. Der amerikanische Jazz und die europäische Kunstmusik

Einer der Hits vom Meister des Funk-Jazz, Herbie Hancock, heißt Chameleon. Ein Stück, das – zumindest was seinen Titel angeht – zur Jazz-Hymne erhoben werden sollte. Dient doch der Farbwechsel des Chamäleons nicht nur der Tarnung, sondern vor allem der Kommunikation mit den Artgenossen. Nicht anders der Jazz. Auch er kann jederzeit eine andere Farbe annehmen: Er ist die Kunst der Fusion zwecks kulturellen Austauschs, er kann jeden Stil integrieren.

Werkeinführung für die Dresdner Philharmonie

Barocker Drive. Grażyna Bacewiczs Konzert für Streichorchester

„Disziplin, strenge Disziplin ist mir beim Komponieren wichtig. Ein Haus bricht zusammen, wenn es ohne Prinzipien gebaut ist. Da mir aber Zwölftonmusik nicht zusagt, sitze ich allein da und erarbeite mir mein eigenes System“, schrieb Grażyna Bacewicz 1958. In Polen war Bacewicz, geboren 1909 in Łódź und gestorben 1969 in Warschau, schon zu Lebzeiten bekannt. International aber konnte sie aus dem Schatten ihrer männlichen Kollegen und Landsmänner Witold Lutosławski oder Krzysztof Penderecki nie ganz heraustreten.

Poetische Entgrenzung. Hector Berlioz’ Symphonie dramatique Roméo et Juliette

Was erwartet man von einem musikalischen Werk, welches das berühmteste Liebesdrama aller Zeiten, Shakespeares Romeo and Juliet, vertont und eine Besetzung mit Gesangssolisten, Chören und Orchester vorzuweisen hat? Vermutlich ausgedehnte Liebesduette und eine recht genaue Wiedergabe der Handlung. Wenn es sich dabei um ein Werk des französischen Romantikers Hector Berlioz handelt, sollte man allerdings jegliche Erwartung gleich wieder beiseite räumen.

Werkeinführung für die Kölner Philharmonie

„Ein starkes und mutiges Werk“. Louise Farrencs Dritte Sinfonie g-Moll

Bedeutende Komponistinnen wie Louise Farrenc gab es immer schon. In unserer Zeit ist es zwar in den letzten Jahren Normalität geworden, dass zumindest auf Musikfestivals Neuer Musik Werke von Frauen zu hören sind. Was ältere Musik betrifft, schlägt sich im Konzertleben aber nichts davon nieder. Sinfoniekonzerte sind in dieser Hinsicht reine Männerdomänen. Und würde es die aus der Frauenbewegung hervorgehende Frauenforschung nicht geben, dann ständen die Chancen sehr schlecht, dass sich dies irgendwann einmal ändert.

Sprühend vor Energie. Johannes Verhulsts Sinfonie e-Moll op. 46

Was für ein meisterlicher Erstling, diese e-Moll-Sinfonie! Und wie schade, dass Johannes Verhulst danach vor allem als Dirigent arbeitete und einfach keine Zeit mehr hatte zum Komponieren. Was da hätte noch alles kommen können! Aber nicht jedem Dirigent ist es möglich, sich so gut zu organisieren wie Gustav Mahler, der sich zum Komponieren immer die Sommerferien reservierte. So blieb es für Verhulst bei diesem einzigen Beitrag zur bedeutendsten Gattung der Instrumentalmusik.

„Melancholie des Vermögens“. Rätselhaftes, grandioses Vermächtnis – Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe

„Was kann ein Mann noch tun, der technisch und geistig in seiner Kunst die höchste Stufe des von Menschen Erklimmbaren erreicht hat?“, fragte sich der Komponist Paul Hindemith 1950 in einem Vortrag über Johann Sebastian Bach. In seinen letzten Jahren habe Bach das Höchste offenbar erreicht, „nur noch eins bleibt ihm: den steilsten engsten Platz, den er auf äußerstem Plateau erreicht hat, noch ein wenig auszubauen, zu verschönern.“

Werkeinführung für die Kölner Philharmonie

Ein „widerhaariges“ Stück. Richard Strauss’ Burleske für Klavier und Orchester

Hans von Bülows Antwort muss für den jungen Richard Strauss ein Schlag ins Gesicht gewesen sein: „Jeden Takt eine andere Handstellung. Glauben Sie, ich setze mich vier Wochen hin, um so ein widerhaariges Stück zu studieren?“ Mit diesen abfälligen Worten wies der berühmte Klaviervirtuose und Dirigent die Burleske für Klavier und Orchester zurück, die Strauss ihm gewidmet hatte. Sie sei „unklaviermäßig“ und für ihn „zu weitgriffig“, so Bülow.