Newsblog
Ende der Maskenpflicht
Schade, jetzt isses endgültig vorbei mit der Maskenpflicht. Selbst im ÖNV ist Schluss mit dem probatesten Mittel gegen die Pandemie. Und auch mein Lieblingsbeitrag zu diesem Thema erinnert nunmehr an die Vergangenheit: der Song „Masken“ von den Egotronics feat. Andreas Dorau.
Mein Kurzfilm-Tipp: „Das beste Orchester der Welt“
Der Regisseur Henning Backhaus hat 2020 einen witzig-traurigen Kurzfilm zum Thema Diskriminierung, wie sie auch an Institutionen der sogenannten Hochkultur alltäglich ist, gedreht. Im Mittelpunkt der Handlung: Ingbert Socke, der seinen ersten Ausflug in die menschliche Welt wagt. Er nimmt an einem Probespiel für die Stelle eines Kontrabassisten in der Wiener Staatskapelle teil. Hat er Erfolg? Schaut selbst.
Mein Theater-Tipp
Vom Kapitalismus lernen heißt siegen lernen: Die ganze DDR ist angekommen in einer schönen neuen Welt. „Good bye, Lenin!“ an der WLB Esslingen. (Foto: WLB / Patrick Pfeiffer)
Am vergangenen Samstag wurde an der Württembergischen Landesbühne Esslingen die Bühnenfassung des deutschen Erfolgsfilms „Good bye, Lenin!“ uraufgeführt. Einen so berühmten Kinofilm auf die Bühne zu bringen birgt eigentlich Risiken, die Fallhöhe ist groß. Aber was der Regisseur Markus Bartl, das Ensemble und der Bühnen- und Kostümbildner Philipp Kiefer daraus gemacht haben, ist großartiges, bestes, gesellschaftskritisches Theater. Kein platter Film-Abklatsch, sondern etwas sehr Eigenes. Vor allem deshalb, weil ausschließlich mit Mitteln des Theaters, etwa Verfremdungseffekten, gearbeitet, dementsprechend auf Video-Zuspielungen verzichtet wird. Also: Unbedingt reingehen!
Ein Leben im Hier und Jetzt
Elke Twiesselmann in „Faust 1“ an der Württembergischen Landesbühne Esslingen. Foto: Daniela Aldinger
Die große Schauspielerin Elke Twiesselmann ist gestorben. Sie wurde 94 Jahre alt. Aktiv und neugierig bis zuletzt, hat sie den Jüngeren ein bisschen die Angst vorm Alter genommen. Hier kann man meinen Nachruf lesen.
Ein Schauspieler politisiert sich
Seit heute online: Für die Kontext:Wochenzeitung habe ich den Schauspieler Antonio Lallo porträtiert, der im Ensemble der Württembergischen Landesbühne Esslingen spielt und sich zunehmend aktiv gewerkschaftlich engagiert. Warum, kann man hier lesen.
Schreiben oder Geld verdienen?
Freie Journalist*innen sind in der Regel mit ihrem Beruf zufrieden. Mit den Zeilen- und Fotohonoraren, die ihnen die Tagespresse zahlt, allerdings selten. Nur 31 Prozent der Freiberufler*innen können über das Einkommen aus dem Journalismus ihren gesamten Lebensunterhalt bestreiten – trotz Vollzeitarbeit, versteht sich. Oft ergibt sich aus den Zeilenhonoraren, die die Zeitungsredaktionen zahlen, selbst im Brutto-Zustand nicht einmal der Mindestlohn. „Über die Leiden der freien Schreiber“ hat mein Kollege Peter Dietrich jetzt für die Kontext:Wochenzeitung einen lesenswerten, mutigen Beitrag geschrieben – mit Details aus seinem eigenen Arbeitsalltag. Hier kann man den Artikel lesen.
Lesetipp
Krawallnächte und Protestbewegungen haben Stuttgart in letzter Zeit in die Negativschlagzeilen gebracht. Darüber werde leicht vergessen, wie gut in der „Musterstadt der Integration“ die Balance zwischen Weltoffenheit und Tradition gelinge, heißt es in einer neuen Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung, die sich der Stadt Stuttgart widmet. Derzeit scheine in Stuttgart stellvertretend für den Rest der Republik um den Zusammenhalt der Gesellschaft gerungen und gestritten zu werden. Worin man aber durchaus auch ein positives Zeichen sehen dürfe.
In der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ (5-6/2021) finden sich sieben lesenswerte Essays respektive Artikel zum Thema Stuttgart: historische, wirtschaftliche und soziologische Analysen – und eine Liebeserklärung an die Stadt vom Rapper Kodimey Awokou. Hier kann man das Heft kostenlos bestellen oder herunterladen.
Große Tragödin und mehr
Sylvana Krappatsch als Woyzeck im Stuttgarter Schauspiel. © Julian Baumann
Für die Februar-Ausgabe der Zeitschrift „Theater heute“ (2/21) habe ich die großartige Schauspielerin Sylvana Krappatsch, derzeit Ensemblemitglied am Stuttgarter Staatsschauspiel, porträtiert. Bestellen kann man „Theater heute“ 2/21 hier.
Verlogene Toleranzattitüde
Seit heute auf nachtkritik.de zu lesen: Meine Rezension von „La Clemenza di Tito“ am Grand Théâtre de Genève – Milo Raus erste Opernregie.
Viel los in Genf. © Carole Parodi
Das Herz macht sich gut. Wie eingefroren steht es da. Gegossen in Glas. Ausgestellt als Kunst. Das Herz bleibt als griffiges Bild omnipräsent in Milo Raus Genfer Inszenierung von „La Clemenza di Tito“, Mozarts letzter Oper. Das Herz, das gleich zu Beginn einem kräftigen Mann aus dem Körper gerissen wurde, geht im Verlauf des Abends auf der Bühne von Hand zu Hand. Eine blutige Metapher für alles Leid dieser Welt, das durch die Kunst in bare Münze verwandelt wird. Hier geht’s zur vollständigen Rezension.
Tiefer Fall ins Dunkle
Seit heute auf nachtkritik.de zu lesen: Meine Rezension der beiden Mannheimer Produktionen „Fräulein Else“ und „Cecils Brief“.
Minibühnenbild zu „Cecils Briefwechsel“ © Verena Großkreutz
2017 beging die 14-jährige Britin Molly Russell Suizid. Ihre Eltern gaben Instagram eine Mitschuld. Ihre Tochter sei über das Netzwerk und seine Algorithmen mit Suizid-Communitys in Kontakt gekommen. Ob auch die 19-jährige Else am Ende stirbt, bleibt nicht nur in der Instagram-Live-Performance des Mannheimer Nationaltheaters, sondern auch im Original am Ende offen: in Arthur Schnitzlers Monolog-Novelle „Fräulein Else“. Hier geht’s zur vollständigen Rezension.
War Beethoven arm?
Das Beethoven-Jubeljahr 2020 fiel ja coronabedingt sehr kurz aus. Auch die große Bonner Ausstellung „Beethoven. Welt.Bürger.Musik“ musste früher schließen. Wer sie nicht besuchen konnte, Beethoven liebt oder bibliophil veranlagt ist, dem und der sei der lesenswerte, liebevoll gestaltete Ausstellungskatalog empfohlen. Darin findet sich auch mein Aufsatz „‚Ich bin in größter Geldverlegenheit‘ – Beethoven und der schnöde Mammon“, in dem ich über Beethovens Vermögensverhältnisse, die ökonomischen Rahmenbedingungen seiner Künstlerexistenz und seine ängstliche Sparsamkeit schreibe. Hier kann man das Buch bestellen.